
Die MP 38 und die MP40 sind berühmte Waffen aus dem Zweiten Weltkrieg. Trotz dieses Umstandes haben nur wenige verlässliche Informationen ihren Weg in die Literatur gefunden. Wer sich mit Schusswaffen beschäftigt, der weiss, dass Hugo Schmeisser nicht an der Entwicklung dieser Waffen beteiligt war und der Spitzname “Schmeisser” in die Irre führt.
Die MP 38 beschritt mit Ihrer Konstruktion für die damalige Zeit völlig neue Wege. Der Klappschaft und das völlige Fehlen von Holzteilen sei hier erwähnt. Doch war auch die MP 38 weit davon entfernt perfekt zu sein. Bereits nach der Produktion von 40 Tausend Stück wurde sie durch die MP 40 abgelöst.
Massenfertigung
Die Massenfertigung der MP 40 lief zwischen März und Juli 1940 an, obwohl die Serienreife bereits 1939 erreicht- war. Steyr war der erste Hersteller, der seine Produktion von der MP 38 auf die MP40 umstellte. Erma und Haenel folgten einige Monate später. (de Vries, et al., 2004)
Die MP 40 bot aus Sicht der Hersteller gegenüber ihrem Vorgänger, der MP 38, einige grosse Vorteile. Ein Grossteil der gefrästen Stahlteile, sowie der Systemkasten aus Aluminium wurden gegen Blechprägeteile ersetzt. Diese wurden durch Schweissen, Nieten oder Falzen zu Baugruppen zusammengefügt. Ein während dem Zweiten Weltkrieg verfasster US-Report führte aus: “… die Waffe ist den Erfordernissen der Massenproduktion angepasst und erfordert nur ein Minimum an Maschinenbearbeitung. Die Gestaltung der Waffe aus einzelnen Baugruppen erlaubt die Verteilung der Produktion auf eine Vielzahl von Fertigungsstätten.” (War Metalurgy Division, 1944)
In der ersten Jahreshälfte wurde an einer neuen Sicherung gearbeitet. Die neue Sicherung mit dem zweiteiligen Kugelgriff wurde zwischen Mitte und Ende 1940 eingeführt. Es liegt nahe, dass die Konstruktion der Sicherung an Shpagin’s Design der PPSh 41 angelehnt wurde. Viele der MP 38 und MP 40 wurden mit der neuen Sicherung nachgerüstet.
Als die Fertigung der MP 40 in der zweiten Jahreshälfte 1944 eingestellt wurde, hatten etwa 700’000 Einheiten die Werkshallen verlassen. Die freigewordenen Produktionskapazitäten wurden zur Fertigung des Sturmgewehres 44 benötigt, das sowohl den Karabiner 98k, sowie auch die MP 40 als Standardwaffe ersetzen sollte.
Produktionsvarianten
Anders als beim Vorgänger MP 38 existieren verschiedene Varianten der MP 40, weil das Design mehrfach vereinfacht wurde um möglichst viele Waffen bei minimalem Einsatz von Material, Zeit und Ressourcen fertigen zu können. Bekannt sind fünf Hauptvarianten, jedoch findet man vielfach Waffen mit Eigenschaften aus verschiedenen Produktionsvarianten. Dies lässt sich durch Reparaturen erklären, liegt aber hauptsächlich in der Praxis begründet, in den letzten Kriegsjahren Neuwaffen mit älteren Teilen anzufertigen. So forderte die “Fertigungsvorschau 1944” explizit, den Ausstoss MP 40 durch Verwendung eingelagerter Ersatzteile zu erhöhen. (Wu G2 Ia, 1944).
MP 40 “fxo 41” 8721m

Die AATS vorliegende MP 40 “fxo 41” ist nummerngleich und in einem bemerkenswerten Erhaltungszustand. Der Magazinhalter ist gemäss der zweiten Produktionsvariante mit Sicken verstärkt und das Griffstück aus zwei geprägten Blechhälften gefertigt. Der Kammergriff wurde im Verlauf der Zeit mit dem gesicherten Kammergriff der dritten Produktionsvariante ersetzt. Dies geschah bei fast allen Kammergriffen. Entgegengesetzt der Literatur (de Vries, et al., 2004) ist diese bei 1941 bei Haenel in Suhl montierte MP 40 mit dem Ordnungsbuchstaben “m” als Suffix hinter der Seriennummer versehen.
Die Herkunft vorliegender Maschinenpistole kann nicht restlos dokumentiert werden. Was anhand der vorhandenen Codierung “fxo 41” abgelesen werden kann, ist die Montage 1941 bei Haenel und ein anschliessendes Umrüsten auf den neuen Kammergriff mit Sicherung. Was danach passiert ist bleibt vorerst im Dunkeln. Der bemerkenswerte Erhaltungszustand weist auf keinen exzessiven Gebrauch und keinen Fronteinsatz hin. Es ist bekannt, dass bei illegalen deutschen Waffentransporten durch die Schweiz MP 40 beschlagnahmt wurden. Diese Waffen erhielten keine eidgenössischen Kontrollstempel und wurden der Kriegsreserve zugeführt, blieben dort bis 1962 wurden danach im Stahlwerk Gerlafingen verschrottet. (Reinhart, et al., 1972) Wurden alle verschrottet? Man weiss es nicht. Jedenfalls wäre es denkbar, dass vorliegende MP 40 aus dieser Kriegsreserve der KMV stammen könnte.
MP 40 “bnz 41” 7410c

Die AATS vorliegende MP 40 “bnz 41” ist grösstenteils nummerngleich. Der Magazinhalter ist gemäss der ersten Produktionsvariante ohne Sicken verstärkt. Der Kammergriff wurde nicht mit dem gesicherten Kammergriff ersetzt und noch in seiner ursprünglichen Form ohne Sicherung.

Die Herkunft vorliegender Maschinenpistole kann nicht restlos dokumentiert werden. Was anhand der vorhandenen Codierung “bnz 41” abgelesen werden kann, ist die Montage 1941 bei Steyr. Spuren einer Demilitarisierung sind sichtbar, wurden aber relativ gut restauriert um die Schussfähigkeit wieder herzustellen.
Literaturverzeichnisde Vries, Guus und Martens, Bas J. 2004. Die Maschinenpistole MP 38, 40, 40/1 und 41. [Übers.] Torsten Verhülsdonk. Herne : VS-BOOKS Carl Schulze & Torsten Verhülsdonk GbR, 2004. ISBN 3-932077-23-7. Reinhart, Christian und am Rhyn, Michael. 1972. Bewaffnung und Ausrüstung der Schweizer Armee seit 1817. [Hrsg.] Hugo Schneider. Dietikon : Stocker-Schmid AG, 1972. Bd. 13. ISBN 3-7276-7014-2. War Metalurgy Division. 1944. Progress Report of Enemy Materiel. NDRC. 1944. Progress Report. OSRD No. 3267. Wu G2 Ia. 1944. Fertigungsvorschau. Berlin : Wu G, 1944. Geheime Kommandosache. 139/44. |